Nikotin-Abhängigkeit

Was wissen wir heute über das Rauchen?

Verhaltenstheoretiker haben sich mit dem Thema Rauchen in den vergangenen 25 Jahren sehr grundlegend beschäftigt; über das Verhaltensmuster des Rauchens wissen wir heute einiges, wobei vieles auch auf andere Formen des Tabakkonsums zutrifft (z.B. Kauen von Tabak; Schnupfen; Pfeifenrauchen). Rauchen kann man als gelerntes Verhaltensmuster ansehen, das für den Konsumenten kurzfristig positive Konsequenzen hat — sowohl in psychologischer als auch in biochemischer Hinsicht. Dabei steht Rauchen auch für die Entstehung chronischer und tödlicher Erkrankungen als Ursache an der Spitze möglicher Faktoren: In Deutschland sterben jährlich rund 90.000 Menschen an Krebs- oder Herz-Lungen-Erkrankungen und dabei leistet Rauchen mit einen wichtigen Beitrag.

Wenn sich das Rauchen einmal zur Gewohnheit herausgebildet hat, so läßt sich dies nur mehr schwer abstellen, weil für den Raucher eine Zigarette eine bequeme und rasche Möglichkeit darstellt, sich besser zu fühlen. Rauchen wird mit vielen alltäglichen Ereignissen verknüpft, z.B. wie mit Fernsehen etc. Rauchen hilft, um mit unangenehmen Emotionen besser zu Rande zu kommen (Einsamkeit, Streß) und führt dazu, daß man sich in sozialen Situationen besser fühlt (Einladungen, Partys). Dabei sind die Gründe für das Rauchen äußerst individuell und unterschiedlich zu sehen und auch der Grad an Abhängigkeit kann ein sehr unterschiedliches Ausmaß einnehmen. Von Abhängigkeit spricht man dann, wenn es der Person sehr schwer fällt, mit dem Rauchen aufzuhören, auch wenn sie den klaren Wunsch hat, dies zu tun

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Am häufigsten werden Spannungskopfschmerzen diagnostiziert. Sie sind wiederkehrend (periodischer Spannungskopfschmerz) oder dauerhaft vorhanden (chronischer Spannungs-kopfschmerz). Der typische Spannungskopfschmerz ist beidseitig am Kopf, hat einen langsamem Beginn, ist stumpf, dauerhaft, schraubstockartig und in seiner Intensität im Verlauf des Anfalls zunehmend. Tägliches Auftreten ist bei Spannungskopfschmerz durchaus nicht ungewöhnlich. Man unterscheidet Spannungskopfschmerzen mit und ohne Störungen der Kopf- und Nackenmuskulatur. Muskulär bedingte Spannungskopfschmerzen haben ihre Ursache in Verspannungszuständen, die zu einer Sauerstoffunterversorgung und Erhöhung der Schmerzempfindlichkeit führen. Ist die Muskulatur nicht unmittelbar beteiligt, dann sind Spannungskopfschmerzen durch eine Störung der Schmerzregulation im Gehirn verursacht. Kopfschmerzen können ein wichtiger Hinweis auf eine organische Störung sein; es ist deswegen äußerst ratsam, das Problem von einem medizinischen Spezialisten abklären zu lassen. Dies ist besonders wichtig, wenn die Kopfschmerzen erst seit kurzer Zeit bestehen, oder wenn man als Patient besondere Schwankungen oder eine Zunahme an Intensität bzw. Häufigkeit erlebt.

Nach allem, was wir heute über das Rauchen wissen, hängt die Möglichkeit, das Rauchen aufzugeben, von folgenden Faktoren ab:

  • Unterbrechung des automatisierten Verhaltens, der Wunsch zu Raucben ist mit einer Reihe von alltäglichen Routine-Tätigkeiten verbunden (z.B. Fernsehen, Telefonieren, Kaffee trinken . . .)
  • Entwicklung von Alternativen, um die positiven psychologischen Effekte des Rauchens auszugleichen
  • Der Grad der Abhängigkeit vom Nikotin bestimmt die Entzugserscheinungen, die ein Aufgeben des Rauchens erschweren

Aufgeben des Rauchens

Der erfreuliche Aspekt besteht darin, daß Rauchen als gelerntes Verhalten auch wieder verlernt werden kann. Neue Verhaltensmuster und Bewältigungsstrategien können eingeübt werden, so daß Sie ein zufriedenes Leben auch ohne die schädigenden Effekte des Tabakkonsums realisieren können. All die unangenehmen Entzugserscheinungen (Konzentrationsprobleme; Schlafstörungen; Kopfschmerzen; Appetitstörungen; Zittern; Schwitzen . . .) sind üblicherweise zeitlich beschränkt. Diese Nebenerscheinungen verschwinden üblicherweise in 7 bis 10 Tagen; verschiedene leichtere Entzugserscheinungen können allerdings auch bis zu drei Monate andauern. Schwerer zu bewältigen sind das deutliche Verlangen nach Zigaretten und konkrete Versuchungssituationen. Deshalb ist es unbedingt notwendig, neue Möglichkeiten zur Bewältigung von Streß und unangenehmen Gefühlen (Langeweile, Einsamkeit usw... .) zu entwickeln. Zigaretten-Rauchen ist eine der am kompliziertesten und schwierigsten zu unterbrechenden Verhaltensmuster. Die meisten Menschen versuchen dies öfters (drei- bis fünfmal), bevor sie schließlich Erfolg haben. Es kann Monate und zum Teil auch Jahre (3—7 Jahre) dauern, bis Abstinenz erreicht ist. Da in den letzten 20 Jahren Millionen Menschen allein in den USA das Rauchen aufgegeben haben, zeigt dies, daß es zumindest möglich ist.

Das Rauchen aufzugeben verlangt Anstrengung, Lernen und Übung. Möglicherweise haben Sie nicht schon beim ersten Mal Erfolg. Eine bloße Reduktion der Anzahl gerauchter Zigaretten verringert zwar das Krankheitsrisiko, es gibt aber keine “sichere“ Grenze, so daß eine völlige Reduktion einzig sinnvoll bleibt. Auch die Konfrontation mit dem Rauchen anderer Menschen birgt Risiken für unsere Gesundheit, insbesondere für Kinder (sogenanntes “Passiv-Rauchen“).

Stufen im Leben eines Rauchers

  • Aneignungsphase: Kinder und Jugendliche beginnen das Rauchen aus ganz verschiedenen Gründen. Manche beginnen nach dem ersten Versuch mit regulärem Rauchen. Viele andere hören damit wieder auf. Junge Raucher nehmen die Informationen über die schädigenden Langzeiteffekte kaum ernst. Damit wird die Prävention des Rauchens zu einer ganz wichtigen Aufgabe der Gemeinschaft. Verhaltenstheoretiker haben verschiedene Präventionsprogramme für Jugendliche, Familien und Schulen entwickelt; im Prinzip geht es darum, Fertigkeiten zu erlernen, um den Versuchungen gegenüber Alkohol, Drogen und Rauchen zu widerstehen. Es ist bedeutend leichter, ein abhängiges Verhaltensmuster im Vorfeld zu verhindern, als nach Jahren aufzuhören.
  • Reguläres Rauchen: Gewohnheitsraucher genießen das Rauchen und gehen davon aus, daß das Rauchen mehr positive Konsequenzen als Risiken beinhaltet. Diese Personen haben üblicherweise gar nicht den Wunsch, mit dem Rauchen aufzuhören; unter Druck anderer Personen wäre dies auch sehr schwierig.
  • Der Wunsch aufzuhören: Dazu ist es zunächst günstig, sich eine Liste von Gründen für und gegen das Rauchen anzufertigen. Wenn man Informationen zuläßt und sie sammelt — die gegen das Rauchen sprechen, und wenn dann genügend Gründe zusammen sind, so kann dies ein erster Schritt zu konkreten Aktivitäten sein. Aufgeben des Rauchens und
  • Rückfallsprävention: Rund 80 % aller Raucher schaffen es, zumindest einen Tag lang nicht zu rauchen. Die ersten 14 Tage sind am härtesten, wobei rund 20 — 30 % aller Raucher, die dies versuchen, wieder rückfällig werden. Ähnlich hart sind die folgenden 3 Monate, wobei noch einmal rund 30 % rückfällig werden. Von einem Erfolg kann man erst dann sprechen, wenn Sie ein ganzes Jahr lang nicht mehr geraucht haben.

Um das Rauchen aufzugeben ist es unbedingt notwendig, ihre Rauchgewohnheiten zu kennen:

  • Was sind Gründe für Ihr Rauchen?
  • Bei welchen Gelegenheiten rauchen Sie?
  • Was bewirkt Ihr Verlangen nach einer Zigarette?
  • Welche Zigarette könnten Sie am ehesten und welche am schwersten aufgeben?

Sie sollten auch eine Reihe von Bewältigungsfertigkeiten erlernen: Wie komme ich durch den Tag ohne Zigarette? Was kann ich tun, anstelle des Rauchens (bei Streß usw.). Gerade hierbei kann Ihnen Verhaltensmodifikation helfen; Sie können Strategien zur Streßbewältigung erlernen, kognitive Umstrukturierung (Veränderung der Selbstgespräche) und soziale Fertigkeiten erlernen, damit Sie entsprechende Unterstützung von Umgebungspersonen bekommen. Dazu gehören auch Möglichkeiten, um einer Gewichtszunahme zu begegnen, über die viele ehemalige Raucher berichten, wenn sie das Rauchen aufgeben.

Behandlungsmöglichkeiten des Rauchens

Ganz allgemein sollten Sie mit Strategien der Selbsthilfe beginnen, weil dies mit geringsten Kosten verbunden ist; dies gilt vor allem für Raucher, die dies zum ersten Mal versuchen, für weniger schwere Raucher (weniger als 20 Zigaretten pro Tag), wenn Sie nur in geringem Maße nikotinabhängig sind, wenn Sie bei Erkältungen und Krankheiten bereits nicht rauchten und wenn Sie am Morgen nicht sofort (d.h. nicht schon innerhalb von 15 Minuten) rauchen müssen.

Für die Durchführung von Selbsthilfestrategien gibt es verschiedene Manuale, die von Krankenkassen, von den Krebsgesellschaften und von anderen gesundheitsorientierten Organisationen angeboten werden. Die meisten dieser Programme stützen sich auf verhaltenstherapeutische Anregungen und haben eine Erfolgsquote von 15 bis 20 % nach einem Jahr.

In folgenden Fällen sollten Sie eine intensivere und professionelle Behandlung in Anspruch nehmen: Wenn Sie schon mehrmals erfolglos versucht haben, mit dem Rauchen aufzuhören; wenn Sie ein starker Raucher sind (mehr als 20 Zigaretten pro Tag); wenn Sie zwischenzeitlich bereits abhängig sind; wenn Sie sogar trotz Erkältung oder einer anderen Krankheit rauchen und wenn Sie sofort nach dem Aufwachen rauchen. Professionelle Behandlung (z.T. sogar stationär durchgeführt) beinhaltet intensive Übungen, Unterstützung durch Gruppenprozesse und — am allerwichtigsten — vermittelt Bewältigungsstrategien, um Versuchungssituationen zu widerstehen, die zu einem Rückfall führen würden.

Wenn Sie darüber hinaus auch Probleme mit anderen Süchten haben (Drogen, Alkohol, Medikamente) oder wenn Sie zusätzlich unter Ängsten und Depressionen leiden, dann ist möglicherweise sogar eine stationäre Behandlung in Kombination mit Medikamenten angezeigt. Gerade wenn Sie verschiedene Möglichkeiten zur Raucherentwöhnung bereits erfolglos ausprobiert haben, sollten Sie eine professionelle verhaltenstherapeutische Behandlung ins Auge fassen.

Zum Thema Rauchen und Nikotinabhängigkeit gibt es mitunter viel an Information. Dazu kommt, daß professionelle Behandlungsprogramme immer verbreiteter und damit immer leichter zugänglich werden. Die Entwicklung der verhaltenstherapeutischen und biomedizinischen Wissenschaften trägt dazu bei, daß die vorhandenen Programme weiterentwickelt und laufend verbessert werden.

Was ist Verhaltenstherapie?

Verhaltenstherapie ist ein spezielles Behandlungsverfahren, das sich auf bewährte Forschungsbefunde stützt; Verhaltenstherapie bildet für Patienten eine Hilfestellung, um spezielle Veränderungen in Gang zu setzen und entsprechende Ziele zu erreichen. Solche Ziele betreffen unter anderem:

  • Merkmale des Verhaltens, z.B. aktives Sozialverhalten; Reduktion von Alkohol- oder Zigarettenkonsum.
  • Art der Gefühle, z.B. Hilfestellungen für eine Person, sich weniger ängstlich oder weniger depressiv zu fühlen.
  • Veränderung von Denkmustern, z.B. lernen Probleme zu lösen und zuversichtlichere Gedanken zu entwickeln.
  • Art des Umgangs mit körperlichen Beschwerden, z.B. Veränderung des Schmerzerlebens oder des Umgangs mit ärztlichen Verschreibungen.
  • Eine Art der Bewältigung, z.B. Hilfestellungen für behinderte Personen oder des Zurechtkommens im Arbeitsbereich.

Verhaltenstherapie und kognitive Therapie beziehen sich in erster Linie auf das Hier und Jetzt, d.h. auf die gegenwärtige Situation und ihre Bedingungen (und nicht so sehr auf die Vergangenheit des Patienten). Wichtige Ansatzpunkte sind die konkreten Verhaltensmuster und Sichtweisen einer Person. Verhaltenstherapeuten arbeiten mit Einzelpersonen, mit Eltern, Kindern, Paaren, Familien und Gruppen.

Zentrale Ziele der Verhaltenstherapie sind die Hilfe bei der Veränderung hinderlicher Denk- und Verhaltensmuster sowie eine Unterstützung beim Erlernen zielführender Strategien; damit sollen Patienten generell mehr Kontrolle über ihr Leben bekommen.

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